“ Of one thing I am perfectly sure: God’s story never ends with ashes.”
Elisabeth Elliot
Mein Lieblingsitaliener ist sehr angetan von YouTube-Videos. Das heisst konkret von Lifehacks. Ich für meinen Teil finde diesen Zeitvertreib eher losgelöst von Sinn und Nützlichkeit. Obwohl man fairerweise zugeben muss, dass uns Tomaten aus dem eigenen Garten verwehrt geblieben wären, wenn wir uns in diesen Belangen auf meine Fähigkeiten als Gärtnerin verlassen hätten.
Dass man eine Kiwi mit dem Mixeraufsatz in null Komma nichts schälen kann hingegen ist Zusatzwissen, worauf ich auch ganz gut verzichten kann. Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Videos man sich erst anschauen muss, bevor endlich eines gefunden wird, dessen Inhalt brauchbar ist. Aber natürlich haben die Übrigen wohl grossen Unterhaltungswert, was ich jedenfalls den spontanen Lachanfällen meines Liebsten entnehme. So gesehen erfüllen sie einen gewissen therapeutischen Dienst eben doch.
Erstaunlicherweise schafft es ein Lifehack jetzt sogar bis hier in diesen Text. Es geht um die Reinigung der Fensterscheibe unseres Schwedenofens. Derjenige, der sich gerne YouTube anschaut, hat auch einen leichten (!) Hang zum Perfektionismus, der ihm gerade beim Putzen dieser Scheibe öfters zum Verhängnis geworden ist.
Item, sagt der Schweizer, um es dabei zu belassen. In besagtem Video führt uns nun eine nette junge Dame vor, wie man dies mühelos (na ja fast) und mit erstaunlichem Ergebnis machen kann.
Dazu braucht es dann auch nur Wasser, Zeitungspapier und etwas vom staubig-pulvrigen Rückstand verbrannter Materie, der sich im Ofen findet. Nun taucht man ein wenig der Zeitung ins Wasser, um es anzufeuchten und dann in die Asche, die dadurch daran kleben bleibt. Mit diesem Knäuel putzt man nun die Scheibe. Erstmal wird sich alles nur noch verschlimmern und man hat das Gefühl, dass man nur den Dreck hin und her schiebt. Aber nachdem man diesen Vorgang mehrmals wiederholt, wird die Scheibe tatsächlich sauber. Und zwar nicht nur im YouTube-Video, sondern auch bei uns zu Hause.
Zwei Aspekte faszinieren mich extrem dabei. Erstens, dass es nur so einfache Mittel braucht, die man sowieso zu Hause hat und die fast nichts kosten. Diese Tatsache gefällt vor allem dem praktisch veranlagten Hausfrauenanteil in mir. Der zweite Aspekt aber hat mich auf der Herzensebene berührt. Dass man mit diesem Abfallprodukt, das im Ofen durch extreme Hitze entstanden ist, noch eine Glasscheibe sauber bekommt, lässt mich einen tieferen Sinn erahnen. Ich könnte die Asche auch einfach entsorgen, aber ich würde ihren Nutzen verpassen. Mit dem Holz, das ich verbrannt habe, konnte ich keine Scheibe putzen. Erst nachdem es den Flammen ausgesetzt, von ihnen verzehrt wurde, ist die Asche fähig, ihre Aufgabe zu erfüllen. Durch diesen Ausnahmezustand und unter Extrembedingungen hat sie sich diese Fähigkeit angeeignet. Dieser klägliche graue Haufen ist also überhaupt nicht nutzlos, wie es den Anschein macht. Seine Geschichte endet dort nicht.
Ich nehme diese Nachricht persönlich. Gehe ich durchs Feuer, will ich daran festhalten, dass seine Pläne für mich dort nicht sterben. Auch wenn ich vor dem Häufchen verbrannter Träume und Lebensbilder stehe, ist das kein Grund zur Kapitulation. Vielmehr kann es ein Neuanfang sein. Und wer sonst ist fähig, aus der Asche Schönheit entstehen zu lassen? Derselbe, der durch einen Lifehack mitten in meinem Alltag zu mir spricht. Und meinen Liebsten wird es freuen zu hören, dass seine in mühsamer und aufwendiger Recherche entstandenen Informationen als Sprachrohr dafür gedient haben.
Deborah Liechti meint
Wundervoll!
Asche kann man nutzen um Seife herzustellen, um zu Putzen oder die Erde im Garten zu nähren. Vieles das verbraucht und Nutzlis scheint ist es nicht, ganz im Gegenteil.