“ Into the forest I go, to lose my mind and find my soul. “
In meinem Alltag brauche ich nach wie vor simple Dinge. Aktivitäten, die mir gut tun, ohne dass ich vorher eine weite Anreise dorthin oder die passende Ausrüstung dazu brauche. Der Wald fragt nicht nach einem hippen Outfit.
Deshalb liebe ich den “ Wurzelweg “, den wir bei uns im Wald oberhalb des Dorfes haben. Die Burgergemeinde hält ihn ständig in Schuss, manchmal mit Hilfe der Schüler und Schülerinnen der 6. Klasse. Ich brauche beim ersten Fluchtgedanken dann nur die Schuhe zu binden und es kann losgehen. Was dieser Weg mit mir macht, beeindruckt mich immer wieder. Auch wenn ich weiss, dass es wissenschaftlich bewiesen ist, dass ein Waldbesuch positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, überrascht es mich dann immer wieder, wenn ich es am eigenen Körper spüre. Der Blutdruck sinkt, der Puls verlangsamt sich und die Konzentration des Stresshormons Cortisol nimmt ab. Bei regelmässigen Waldspaziergängen verringert sich angeblich auch die Wahrscheinlichkeit, Psychopharmaka einnehmen zu müssen. Das alles nehme ich allerdings nicht bewusst wahr.
Ich bin diesen Rundweg schon in allen möglichen und unmöglichen Gefühlslagen gegangen. Manchmal fröhlich und beschwingt. Dankbar und wie sich oben herausstellt, leicht zu enthusiastisch und euphorisch, da ich vor Anstrengung kaum mehr Luft bekomme. An diesen Tagen scheint alles möglich und ich sauge die Schönheit dieser Umgebung ein. Schon so mancher Gedanke wurde mir dort scheinbar aus dem Nichts geschenkt und hat seinen Weg in einen meiner Texte gefunden.
Aber manchmal habe ich meine Füsse in den weichen Boden gestampft, als wäre er der alleinige Verursacher allen Übels. Meine Hände trotzig zu Fäusten geballt, den Blick starr auf den Boden gerichtet, blind für alles Schöne. In Gedanken im Zwiegespräch mit meinem Schöpfer, hadernd und zweifelnd. Dieser Zustand blieb aber nie von langer Dauer. Meine Schritte wurden sanfter und ich öffnete nicht nur meine Hände sondern auch meine Seele.
Viele Lasten sind im Wald zurück geblieben, bei jedem Schritt konnte ich etwas von der Schwere meines Alltags abschütteln. Vieles habe ich aber auch mitgenommen und kam als Beschenkte zurück.
Wie auch immer schafft es dieser Weg auf wundersame Weise, dass ich in einen Zustand komme, der es mir ermöglicht meine Wurzeln tiefer zu schlagen. Ich dringe vor, zum Ort des Geschehens sozusagen. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass ich dabei ständig in Bewegung bin.
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