“ Comparison is the thief of joy. “
Wenn man wie ich dazu veranlagt ist, sich mit anderen zu vergleichen, bot der Fernunterricht und die damit verbundenen Gruppenchats den idealen Nährboden für Minderwertigkeitskomplexe. Während bei uns zu Hause nämlich schon nach einer halben Stunde alles aus dem Ruder lief, hatten andere scheinbar Zeit und Muse, gemeinsam den Keller aufzuräumen, komplexe Physikexperimente aufzustellen und oscarreife Theaterstücke einzustudieren.
Da gab es keine schlecht gelaunten Preteens, keine verträumten 2. Klässler, die um neun Uhr immer noch nur eine Socke an hatten und keine Kleinkinder, die sich partout nicht an die Schulregeln halten wollten. Netterweise bekamen wir auch unter der Woche immer wieder von den eifrigen Lehrerinnen Ideen, was man noch machen könnte, falls sich Langeweile einstellen würde. Davon war ich in etwa so weit entfernt, wie unser nächster Strandurlaub.
Mit jedem Bild, das in einer der sechs Gruppen aufpoppte, breitete sich die Verzweiflung noch etwas weiter in mir aus, und fand schliesslich fast jeden Winkel meines Seins. Wie machten die das bloss? Was mich daran am meisten ärgerte, war mein anfänglicher Enthusiasmus und dass ich einmal mehr sorglos in die Falle getappt war. Ich hatte Bücher organisiert und auf Karteikarten schriftlich festgehalten, was wir alles unternehmen könnten. So schwierig konnte das ja nicht sein. Ich freute mich auf die Chance, dieses Homeschooling-ding einmal auszuprobieren. Mit anderen Worten wähnte ich mich in der Sicherheit, alles im Griff zu haben. Und jetzt schaffte ausgerechnet ich das im Gegensatz zu allen anderen nicht. Der paillettenbestickte Kissenbezug gab mir schlussendlich den Gnadenstoss und ich schaltete mein Handy fürs Erste einfach mal aus.
Mit ein wenig Distanz kann ich aber dieser aussergewöhnlichen Situation auch etwas Gutes abgewinnen. Okay, mit viel Distanz kann ich das.
Beim Nachbacken eines Rezeptes aus dem Gruppenchat kam ich dem Mysterium nämlich langsam auf die Spur. Nachdem meine Kekse wenig Ähnlichkeit mit den Präsentierten im Chat hatten, fragte ich bei der Autorin nach, was ich falsch gemacht hatte. Das kleine Geheimnis, dass sie mir verraten hat, rückte alles in ein anderes Licht. Sie war früher Konditorin, es war ihr erlernter Beruf, perfektes Gebäck zu zaubern. Diese kleine Zusatzinformation hat es geschafft, mir den ganzen Druck zu nehmen. Wir hatten überhaupt nicht die gleichen Voraussetzungen, wie konnte ich erwarten, dass das Ergebnis das Gleiche sein würde? Und auch wenn ich meinen Kindern schon öfters genau diese Tatsache eintrichtern wollte, merke ich, wie ich immer wieder und erst ganz unbemerkt dasselbe mache. Meistens wird es mir erst bewusst, wenn der Vergleich mir die Freude bereits genommen hat.
Es zahlt sich aus, Nachforschungen zu betreiben und den Gegebenheiten auf den Grund zu gehen, wenn man den Vergleich wagen will. In Anbetracht der Kraft und Energie, die ich dafür aufbringen muss, drängt sich mir allerdings die Frage auf, ob es sich wirklich lohnt.
Ich freue mich lieber über meine unförmigen Kekse, die so wenigstens das Potenzial haben, besser zu schmecken als sie aussehen. Und lange bleiben sie ja ohnehin nicht sichtbar auf dem Teller liegen.
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