“ You unravel me with a melody, you surround me with a song “
Ich sitze mit meinen Kindern im Auto auf dem Weg zum Tierarzt. Neben mir hält meine Tochter vorsichtig die Transportbox auf ihrem Schoss. Darin eingeschlossen ist unsere Stella, die seit Tagen nicht mehr auf ihre Hinterpfote treten kann. Verängstigt schaut sie durch das eingebaute Netz und beklagt sich lautstark über ihren momentanen Gefangenenstatus.
Alles Gute zureden bringt erstmal nichts, aber nach einer Weile verstummt sie. Sie hat sich ihrem Schicksal ergeben. Sie versteht nicht, dass wir nur ihr Bestes im Sinn haben. Unvermittelt schiessen mir Tränen in die Augen. Genau so fühle ich mich im Moment. Eingesperrt, gefangen in einer scheinbar aussichtslosen Situation und auch ich habe erstmal aufgehört, mich dagegen aufzulehnen.
Lange habe ich nicht mehr geschrieben. Auch wenn viele Gründe dagegen sprechen, will ich Andere an dieser Reise teilhaben lassen. Ich will nicht erst davon erzählen, wenn das glückliche Ende die Geschichte krönt. Wenn ich authentisch sein will, gehört es dazu, den Weg dorthin auch zu beschreiben. Und ich will der Bitterkeit keinen Raum geben. Was schreibst du vom Brot backen, von lustigen Spielnachmittagen und vor allem vom gemeinsamen tanzen im Sturm? Meine Wirklichkeit sieht im Moment anders aus und vielleicht erhoffe ich mir insgeheim, dass sie etwas von ihrem Schrecken verliert, wenn ich sie beim Namen nenne.
Im echten Leben tanze ich nicht. Eher stelle ich ganz vorsichtig einen Fuss vor den anderen, während sich meine Tränen mit dem strömenden Regen vermischen, der mir unbarmherzig ins Gesicht peitscht. Die Kleider hängen mir durchnässt am Körper, dichter Nebel verhüllt mir die Sicht, obwohl es Weitsicht wäre, die ich so dringend bräuchte. Habe ich aus vergangenen Stürmen so wenig gelernt? Oder scheint rückblickend alles viel harmloser, als es war?
Der Vergleich mit unserer lieben Katze mag naiv scheinen, trotzdem hilft er mir. Und ich höre den Kindern zu, wie sie Stella immer wieder versichern, dass sie da sind und dass sie es doch nur gut mit ihr meinen. Das habe ich der Katze voraus, dass ich weis, der mich führt und begleitet hat mich schon so oft sicher ans Ziel gebracht. Und so kann ich meine vielen Fragen drehen und wenden wie ich will, es wird mich nicht weiter bringen.
Meine Tanzschritte mögen lächerlich aussehen, aber das spielt keine Rolle. Auch wenn ich mich teilweise gar nicht mehr bewege, kann ich die Musik noch hören. Diese leise Melodie, das Lied meines Schöpfers, das liebevoll über meinem Leben ertönt und mir Hoffnung gibt. Die göttlichen Töne, die immer lauter werden, je weniger ich auf den tosenden Lärm des Sturmes höre.
Es wird einen Weg geben und wenn ich vertraue, brauche ich nicht zu verstehen. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Tanzen im Regen ganz einfach ein Aushalten ist. Ein nicht aufgeben. Und wenn es ums Durchhalten geht, werden keine Noten vergeben.
Jessica Painter meint
So beautiful and real! I love your heart! <3
Susanna meint
Danke Daniela, tuet eifach guet! Danke fürs Dranneblibe.