“ As a mother, my job is to take care of the possible and trust God with the impossible. “
Einmal im Jahr haben wir das riesige Privileg, zusammen dem Alltag zu entfliehen, nur mein Mann und ich. Meine Schwester kommt zu uns und übernimmt nahtlos 3 Kinder, ein Haus und eine Katze. Es steht eine Wanderung auf dem Programm, mit Übernachtung auf dem Berg inklusive Halbpension. Die Wetterprognosen fallen auch zu unseren Gunsten aus und ich sollte mich von ganzem Herzen freuen.
Aber mein Herz ist schwer. Das Gewicht der Hoffnungslosigkeit lastet wie ein Stein darauf. Zu laut hallen die Gespräche der letzten Tage mit verschiedenen lieben Menschen nach. Junge Menschen die dem Druck der Gesellschaft nicht stand halten und drohen zu verzweifeln. Mütter die deshalb unzählige Tränen vergießen und Nachts kein Auge zu tun. Die sich dann aber wieder aufrappeln und unmögliche Situationen aushalten, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Entscheidungen die getroffen werden müssen, von denen man immer dachte, sie seien für andere bestimmt. Diskussionen die man lieber gar nicht führen möchte, nur fragt ja keiner.
Und einmal mehr bröckelt mein Bild, meine Vorstellung wie das Leben zu funktionieren hat. Was für eine Illusion, dass das Leben meiner Kinder gelingen wird, je besser ich meinen Job mache. Wie kann ich nur den Stimmen glauben, die mir das weismachen wollen? Natürlich hört man nur, was man hören will und es wäre so viel angenehmer. Sehr viel Druck auch, aber immerhin eine logische Schlussfolgerung. Wenn ich mich hier so verhalte, dann wird das passieren. Ich sehne mich nach einer solchen Garantie, den Lohn für meine Bemühungen.
Wenn ich aber diesen Geschichten zuhöre, wird mir schlagartig bewusst, dass dem nicht so ist. Und spätestens wenn es dann auch mich ganz persönlich betrifft, habe ich die Arroganz verloren, das könne mir nie passieren. Längstens spielen sich in unseren eigenen vier Wänden Szenen ab, die nicht zu Familien passen, die alles im Griff haben. Wieder und wieder habe ich die Hände verworfen, weil ich nicht mehr weiter wusste, um dann endlich dem abzugeben, der nur darauf wartete. Ich staune immer wieder, wie lange ich dafür brauche. Es ist nicht immer nur schön, wenn er liebevoll übernimmt, was er von Anfang an in seinen Händen hielt. Es hinterlässt viel zu oft noch den fahlen Nachgeschmack des Scheiterns. Wenn die Scherben dann wieder eingesammelt sind, werden sie neu geordnet und es entsteht ein neues Bild. Im besten Fall macht sich Dankbarkeit breit und lässt der Demut genügend Platz. Was ich bin und was ich habe ist mir geschenkt. Es fällt mir vollkommen losgelöst von meinen Bemühungen einfach so zu. Nicht weil ich es mir verdient hätte. Auch nicht, weil ich mir besonders viel Mühe gegeben habe. Ich nenne es Gnade.
Das musste es sein, denke ich mir als wir oben ankommen und die imposante Bergwelt bestaunen. Alles ein riesiges, unverdientes und zugefallenes Geschenk. Eine Machtdemonstration dessen, der auch das nächste Mal die Scherben meiner Seele aufheben wird, um sie vergoldet wieder zusammen zu fügen.
Moni meint
Die Gabe in Worte zu fassen, welche die Seele widerspiegelt ist gleichzeitig auch ihr Balsam. 🤗