“ You don`t drown by falling in the water
You drown by staying there. „
Es war einer dieser Tage, an denen man am Ende nur noch irgendwie krampfhaft versucht, den Kopf über Wasser zu halten. Überlebensmodus. Wir haben zusammen bittere Tränen vergossen, über verpasste Gelegenheiten von möglichen wohltuenden Begegnungen und Gesprächen. Die monströse Welle der Überforderung brach ungebremst über uns herein und jeder konnte im Blick des Gegenübers dieselbe Frage lesen: Wie sollen wir das schaffen?
Die Nacht brachte etwas Ruhe und Linderung und wenn wie nach jeder Dunkelheit wieder ein Morgen anbricht, flackert die Hoffnung erneut auf. Ein neuer Tag, versuchen wirs nochmals! Allein diese Tatsache macht mich dankbar. Wir fassen scheinbar immer wieder, wenn auch vielleicht eher unbewusst, denselben Entscheid.
Und jetzt denke ich zurück an diese halbe Stunde , in der wir buchstäblich alle 5 im selben Boot gesessen haben. Es könnte nicht bildlicher gesprochen werden, fällt mir im Nachhinein auf. Nach all den Erfahrungen, die wir in den letzten Monaten gemacht hatten, mussten wir dieses Wagnis erst eingehen, auf die Gefahr hin, wieder zu scheitern. Nehmen wir das aber nicht in Kauf, wird nicht mehr viel passieren, das man als Familienzeit bezeichnen könnte.
Erst musste ein Boot gefunden werden, in das wir alle reinpassten. Und jetzt mussten wir unseren Platz finden und uns auf dieser kleinen Fläche einrichten. Denn es ist nicht so, dass nur einer von uns besondere Bedürfnisse hat und damit ist die Sache erledigt. Wir sind alle bedürftig und wir brauchen einander. Das sagt man so, aber gestern rutschte diese Wahrheit tiefer in mein Herz und ich werde sie dort aufbewahren wie ein kostbarer Schatz.
Wenn einer vom Rudern müde wurde, übernahm ein Anderer. Beim Wechseln der Plätze musste man höchst vorsichtig sein, um nicht die Balance zu verlieren und zu kentern. Es schien zwar, als wäre der Rudere am meisten beschäftigt, aber dieser sah mit dem Rücken in Fahrtrichtung nicht genau, wo das Boot hinfuhr. So manövrierte derjenige, der mehr Weitsicht hatte und korrigierte wenn nötig den Kurs. Auch das jüngste Familienmitglied war massgeblich daran beteiligt, dass wir alle mehr oder weniger trocken anlegten. Auch wenn das in seinem Fall nur hiess, dass er geschlagene 30 Minuten ziemlich ruhig sitzen blieb. Jeder gibt nach seinen Möglichkeiten, was er eben eingeben kann.
Unsere Kinder lernen in letzter Zeit wahrlich nicht besonders viel über gesunde Ernährung oder das Einhalten von vorgegebenen Medienzeiten. Wenn wir uns daran orientieren, sieht es wirklich so aus, als bekämen wir als Eltern nicht viel auf die Reihe. Aber es könnte Lebensschule auf hohem Niveau sein. Diese Lektionen würden wir nur wahrscheinlich nicht im Freifach wählen und es fühlt sich schon eher so an, als würden wir dazu gedrängt. Wenn sie uns aber abschauen, wie man auch schwierige Situationen über längere Zeit aushaltet, obwohl man nicht unmittelbar etwas daran ändern kann, dann ist das schon nicht schlecht. Außerdem sehen sie, dass man schwach sein darf und dankbar Hilfe annehmen kann. Dass man trotz allen Umständen, die dagegen sprechen, noch an diesem Glauben festhält, dass Gott gut ist. Und dass man so allmählich erahnen kann, was es heissen könnte, wenn man sich bedingungslos liebt.
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