“ Urlaub mit Kindern ist Alltag unter erschwerten Bedingungen. “
Wir sind seit kurzem aus den Ferien zurück. Dieses Jahr packe ich Faserpelz und Regenjacken statt der üblichen Sandkörnern aus den Taschen in die Waschmaschine. In zukünftigen Familiendiskussionen über mögliche Ferienziele hat sich unser Heimatland gleich selbst ins Abseits bugsiert. “ Warum in die Ferne schweifen? “ wird als Argument bei meinem Lieblingsitaliener für etliche Jahre nicht herhalten. Gegen Ende einer kalten, regnerischen Woche konnte man förmlich zusehen, wie seine Miene sich zusammen mit dem Nebel draussen verfinsterte.
Natürlich sind wir uns völlig bewusst, dass wir uns angesichts der momentanen Lage auf hohem Niveau beklagen. “ Dankbar jammern “ habe ich mal gelesen. Oder wir haben nach nicht all zu langer Recherche herausgefunden, dass wir doch sehr viel lieber aus der Hitze das Beste machen als aus dem Dauerregen.
Dabei ist das eigentlich gar nicht so selbstverständlich, denn die gemachten Erfahrungen mit Strandferien waren allesamt auch eher beschwerlich um es milde auszudrücken. Über dreckige Wohnungen mit verstopften Toiletten bis hin zu einer aufgeschlitzten Ölwanne unseres vollgepackten Autos bei 42° Aussentemperatur hatten wir alles. Wenigstens auf die Jahre verteilt zwar, aber trotzdem sehr mühsam. Mit den Kindern wären wir auch ohne dieses Zusatzprogramm schon beschäftigt genug gewesen. Rückblickend frage ich mich sowieso, wie wir das geschafft haben.
Da die innere Schweizeruhr unserer Kinder nicht mir nichts dir nichts umgestellt werden konnte, waren sie täglich schon mehrere Stunden, bevor die ersten Panini verkauft wurden, wach. So hatten wir wenigstens genug Zeit, um alles zu packen. Nach dem Frühstück und dem Einstreichen der Sonnencreme unter lauten Protestrufen von seiten der Kinder ging es an den Strand. Den Kinderwagen auf der Strasse zu schieben war eine leichte Aufgabe, auch wenn nebst dem Kind noch 2 Sonnenschirme und eine bis an den Rand gefüllte Riesentasche dran hingen ( also das Kind sass jeweils IM Wagen ). Sobald man ihn aber durch den Sand in die vorderste Reihe am Meer schieben musste, durfte mein Mann übernehmen. Als Einheimischer musste er ja wissen wie und so schleppte er den Wagen rückwärts bis zum Ziel. Dort angekommen gab es eine strikte Reihenfolge des Installierens, die es zu befolgen galt. Als erstes wurden die Sonnenschirme aufgestellt und dabei soweit in den Sand gedreht, dass sie kurz davor waren, im pazifischen Ozean wieder aufzutauchen. Dann wurde der Kinderwagen inklusive Kind und Tasche so positioniert, dass er gleichzeitig als zusätzliche Halterung für den Schirm diente. Ganz nebenbei war bis jetzt auch immer noch wenigstens ein Kind wo es hin gehörte. Jetzt wurden die Strandtücher fein säuberlich platziert. Dieser Vorgang wurde so oft wiederholt, bis der Schatten möglichst optimal ausgenutzt war. Die Tasche mit dem restlichen Inhalt wie Sandwiches, Getränken und Chips, die in naher Zukunft im Sand landen würden, weil sie uns von den Kindern aus den Händen gerissen wurden, wurden neben dem zweiten Schirm deponiert und nun hatten wir einen kurzen Augenblick Zeit, um unser Werk zu betrachten. Dann durfte auch noch das angegurtete Kind zu uns in die Freiheit und zusammen mit Kesseln und Schaufeln bewaffnet gingen wir die paar Schritte bis zum Meer. Ein paar Atemzüge nachdem so etwas ähnliches wie Ferienfeeling aufgekommen war, verkündete nun unsere Älteste, die seit kurzem trocken war, sie müsse Kaka machen.
Und trotzdem zieht es uns immer wieder ans Meer. Natürlich auch wegen der persönlichen Bindung zu dieser Insel. Wir sind einfach Strandmenschen. Andere gehen in die Berge, auf den Bauernhof oder fühlen sich auf dem Camping am wohlsten. Es gibt Familien, die verreisen im Flugzeug, andere im Car, im Auto oder mit dem Fahrrad. Manche reisen zusammen mit den Grosseltern, mit Freunden oder doch lieber alleine.
So individuell und einzigartig die verschiedenen Familien sind, so finden sie auch ihre ganz persönlichen Favoriten unter den Ferienformen. Und so entstehen auch ihre ganz eigenen Erlebnisse und Erinnerungen, die ich mir immer wieder gerne anhöre. Sind die Geschichten in etwa so abenteuerlich wie unsere, tröstet mich das ein wenig. Auch wenn die Familien sehr verschieden sind, nehmen sie doch alle sich selber auch in die Ferien mit.
Erich meint
Es ist sehr erfrischend solche Geschichten zu lesen. Wenn man als Nono solche Strandtage mit erlebt hat, ist plötzlich alles wie es gestern gewesen wäre.
Mit Interesse warte ich auf weitere spannende Erzählungen.